Konzertreihe „Verschüttete Pfade“

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Zum 125. Geburtstag des Komponisten Viktor Ullmann, der 1942 nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet wurde, und dessen Werke im klassischen Konzertbetrieb immer noch deutlich unterrepräsentiert sind, und zum 150-jährigen Jubiläum der jüdischen Kultusgemeinde Erlangen wird in der 4-teiligen Konzertreihe „Verschüttete Pfade“ in Erlangen Ullmanns einzig vollständig erhaltene Werkreihe, nämlich seine 7 Klaviersonaten, zu Gehör gebracht, gepaart mit Kammermusik von Ullmann selbst und von KomponistInnen, die für seinen Werdegang eine wichtige Inspiration waren.

 

Die Termine der Konzerte im Überblick:
11. März 2023, 19 Uhr: Redoutensaal Erlangen
30. März 2023, 19 Uhr: Redoutensaal Erlangen
28. April 2023, 19 Uhr: Redoutensaal Erlangen
14. Mai 2023, 19 Uhr: Wassersaal der Orangerie Erlangen

Eintritt frei, Spenden zugunsten der Gedenkstätte Theresienstadt erbeten.

Zum Auftaktkonzert am 11. März wird der Musikwissenschaftler Dr. Albrecht Dümling einen Einführungsvortrag über die am Abend gespielten Werke halten und über die Arbeit des Berliner Vereins „musica reanimata“ zur Wiederentdeckung naziverfolgter KomponistInnen berichten.

Am 30. März steht Ullmanns Prager Zeit im Fokus und Jan Roubinek, Leiter der Gedenkstätte Theresienstadt, wird in einem Vortrag unter anderem die Gedenkarbeit in Theresienstadt beleuchten.

Am 28. April, wenn Ullmanns Theresienstädter Werke – darunter eine eigens für dieses Konzert arrangierte Kammerfassung einiger Szenen aus Ullmanns Oper „Der Kaiser von Atlantis“- zur Aufführung gelangen, wird die Ullmann Biographin und Autorin der umfangreichsten deutschsprachigen Biographie über Viktor Ullmann mit dem Titel „Viktor Ullmann – Komponieren in verlorener Zeit“ über Ullmanns Werdegang und die am Abend gespielten Werke referieren.

Am 14. Mai werden Ullmanns letzte in Theresienstadt komponierte Werke wiederum Werken des Münchner Komponisten Karl Amadeus Hartmann gegenübergestellt. Außerdem wird Ullmanns Melodram „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ für Sprecher und Klavier, ein selten aufgeführtes und zugleich eines der bedeutendsten Werke Ullmanns, zu Gehör gebracht. Studierende des Elitestudiengangs Ethik der Textkulturen werden in Kurzvorträgen über Ullmanns Melodram und über das Spannungsfeld der Gegenüberstellung von Ullmann und Hartmann referieren. Zugleich findet dieses letzte Konzert im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der FAU Erlangen zum Thema „90 Jahre Bücherverbrennung“ statt.

Über den Komponisten Viktor Ullmann:

Ullmann gelang es, sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit seinem unverkennbaren Personalstil seiner Kompositionen europaweit einen Namen zu machen. Er war Schüler Arnold Schönbergs und arbeitete auch mit Alexander Zemlinsky am Neuen Deutschen Theater in Prag, seine Kompositionen erregten europaweit Aufmerksamkeit. Dann folgte der radikale Bruch: Ullmann wurde 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort komponierte er unermüdlich, verfasste Kritiken und Essays und leitete Aufführungen und Konzerte von Häftlingen im Lager. 1944 schließlich wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Das Projekt ist durch Mittel aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ gefördert und wird getragen von der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen. Es entsteht in Kooperation mit der Stadt Erlangen sowie mit der FAU Erlangen-Nürnberg, dem Elitestudiengang „Ethik der Textkulturen“ und dem DFG Graduiertenkolleg 2806 „Literatur und Öffentlichkeit in differenten Gegenwartskulturen“.